Reine Formsache?! – Oder doch mehr als das?
Konstruktiv-Konkrete Kunst in der kunsthalle weishaupt
Die neue Ausstellung "Reine Formsache" in der kunsthalle weishaupt widmet sich konstruktiv-konkreter Kunst aus der Sammlung. Vierecke, Kreise und Linien treffen auf satte Farben und bieten visuelle Erlebnisse.
Die Ausstellung umfasst 63 Werke unterschiedlicher Künstler*innen der Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt. Ausgehend von einem Werk Piet Mondrians aus dem Jahr 1922 werden konstruktiv-konkrete Arbeiten der letzten 100 Jahre gezeigt. Dabei wird deutlich, wie vielschichtig und überraschend der Umgang mit den geometrischen Formen Dreieck, Viereck, Kreis oder Linie sein kann.
Zum Auftakt des Rundgangs durch die Ausstellung wurde ich von Kathrin Weishaupt-Theopold (Direktorin der kunsthalle weishaupt) und Co-Kuratorin Louisa Schneider im Foyer der Kunsthalle herzlich empfangen und begrüßt, bevor es nach oben zum ersten Teil der Ausstellung ging. Oben angekommen wurden ein paar einleitende Sätze gesagt, bevor Siegfried Weishaupt, Museumseigentümer und Sammler, dazu gestoßen ist und einige Worte und Anekdoten zu seiner Sammlung, die gleichzeitig eine Herzenssache für ihn ist, zum Besten gab.
Für Siegfried Weishaupt bedeuten die Bilder Freiheit, da sie frei in der Interpretation sind. Nach Weishaupt kann man hier in jeder Stimmung etwas finden, das einem Halt gibt, man kann zur Ruhe kommen, in den heute so hektischen und konfusen Zeiten. S. Weishaupt verbindet konstruktive Kunst also mit Freiheit, da diese Werke, egal in welcher Stimmungslage man sich befindet, einem etwas geben. Farben und Formen stehen für sich, abstrahieren nichts, jeder kann das sehen, was er sehen will und dabei nimmt jeder die Farben und Formen anders wahr.
Im zweiten Obergeschoss bekamen meine Sehnerven dann richtig viel zu tun: Hier erzeugen Op-Art Künstler wie Bridget Riley oder Victor Vasarely und sein Sohn Jean-Pierre mit ihren Werken optische Täuschungen. Die kräftigen Farben scheinen geradezu über die Leinwand zu pulsieren. Man schafft es nicht, die Formen und Linien auf der Leinwand zu fixieren. Dadurch entsteht teilweise ein schwindelerregender Effekt und das Kunstwerk scheint in ständiger Bewegung zu sein. Bei manchen Bildern hatte ich das Gefühl, hineingezogen zu werden. Mich hat beeindruckt, was die Künstler dort mit Farben, Formen und Linien für Effekte erzeugen. Man muss es selbst erlebt haben, um dies nachempfinden zu können. Also schaut unbedingt vorbei. Es ist ein Erlebnis wert. Ich war ganz gefesselt von meinen Eindrücken, ich konnte teilweise den Blick nicht von den Leinwänden abwenden. Die Werke haben eine ganz eigene Magie, mit der sie den Betrachtenden in ihren Bann ziehen.
Wenn man an konkrete Kunst denkt, stellt man sich Nüchternheit vor, denkt zurück an seinen eigenen Mathematikunterricht und geometrische Formen und Gesetzgebungen. Aber ganz anders in dieser Ausstellung: Hier erlebt man gegenstandslose, konkrete Kunst als Lebendigkeit. Jede/r kann sie unmittelbar erfahren. Man stellt sich vor ein Kunstwerk und der Effekt, die speziellen visuellen Wirkungsweisen stellen sich ein. Deshalb ist kein Vorwissen nötig, um diese Kunst verstehen und erfahren zu können. Selbst wenn man damit nichts anfangen kann, wirken die Kunstwerke trotzdem auf ihre ganz eigene Art und Weise auf einen, egal in welchem Sinn.
Ein besonderes Highlight für Kinder, aber auch Erwachsene, ist die interaktive große Magnetwand, wo die Besucher*innen eingeladen sind, selbst eigene Kunstwerke aus geometrischen Formen zu legen. Probiert es selbst aus! "Reine Formsache" richtet sich wirklich an alle unter uns. Denn die Werke konzentrieren sich auf Grundformen; dadurch braucht der Betrachter oder die Betrachterin kein Kunst-, Mathematik- und Geometriewissen, sondern nur offene Augen und die Bereitschaft, sich auf die Bilder einzulassen.
Die Ausstellung in der kunsthalle weishaupt läuft bis zum 18. Juni 2023. Also schaut unbedingt vorbei und erfahrt visuelle Erlebnisse auf eure ganz eigene Art! Wir sind total begeistert!