Tanztheater „Nussknacker und Mausekönig“
Was bietet sich besser an, um die winterliche Zeit einzuläuten, als ein Märchen? Aber nicht irgendeins - es sollte bestenfalls ein Klassiker sein und so besuchte ich am Sonntag, dem 07. November 2021 das Tanztheater "Nussknacker und Mausekönig" des Theater Ulms. Gespannt betrat ich an jenem Abend das Foyer des Theaters, indem sich schon einige Tanzbegeisterte tummelten und auf den Beginn der Vorstellung warteten. Um 19 Uhr ging es dann los. Die Aufführung fand im Großen Haus statt, welches komplett ausverkauft war - selbstverständlich verlief alles unter Einhaltung der aktuellen Corona-Regelungen. Das gesamte Stück wurde von dem Philharmonischen Orchester unter dem Dirigenten Hendrik Haas, aus dem Graben vor der Bühne heraus mit den Original Werken von Tschaikowsky musikalisch begleitet.
Auch die Choreographie und Inszenierung des Balletts unter der Leitung von Tanzdirektor Reiner Feistel war ein absolutes Highlight. Mit Perfektion und viel Leidenschaft erzählten die talentierten Ensemble-Tänzer des Theater Ulms die bekannte Weihnachtsgeschichte, in welcher ein schüchternes Mädchen namens Marie zusammen mit ihrer Schwester Luise auf dem Dachboden nach alten und verborgenen Schätzen stöbert und dabei einen alten, hölzernen Nussknacker findet. Marie und ihr Nussknacker, welcher sich im Laufe des Stücks sogar in einen echten Prinzen verwandelt, tauchen ein, in eine Zauberwelt voller Märchen- und Alptraumwesen und müssen sich gegen den listigen Mausekönig behaupten, welcher ebenso um Maries Aufmerksamkeit buhlt. Getanzt wird der Mausekönig von Gabriel Matheo Belluci. Zu Recht erhielt dieser am Ende der Vorstellung tosenden Applaus und wurde auf Anhieb zum Publikumsliebling gekürt. Nicht nur seine tänzerischen Fähigkeiten, sondern auch die Art und Weise wie Belluci das Wesen des Mausekönigs verkörperte, welcher sich auch nur um Anerkennung und Zuneigung bemüht, zog direkt jeden in seinen Bann. Auch die Kulisse und vor allem die Kostümabteilung und Maskenbildnerei des Theaters verdienen ein großes Lob. In aufwendigen und schrillen sowie zugleich verträumten Kostümierungen wurde die festliche Atmosphäre des Stückes hervorgehoben und man hatte als Zuschauer tatsächlich das Gefühl, in Maries Fantasiewelt mit hineingezogen zu werden.
Das Stück endet mit der Feier eines großen Festes, in welchem Freundschaft, Zusammenhalt und Akzeptanz im Vordergrund standen und zelebriert wurden. Besonders gut gefallen hat mir hier, dass jedes Ensemblemitglied, egal wie groß oder klein die Rolle für das Nussknacker-Ballett angedacht war, die Möglichkeit hatte in einer kleinen Solo-Performance zu zeigen, welche tänzerischen Fähigkeiten in ihnen schlummerten. So hatte jede Rolle noch einmal die Gelegenheit in den Vordergrund zu treten und seinen persönlichen Applaus zu genießen.
Die Vorstellung, welche knappe zwei Stunden dauerte, verging trotz kurzer Zwischenpause wie im Flug und man verließ den Saal beflügelt mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. An dieser Stelle kann ich das Tanztheater "Nussknacker und Mausekönig" des Theater Ulms nur jedem und jeder ans Herz legen, welcher bzw. welche sich für einen Abend mitreißen lassen will von leidenschaftlichem Tanz, klassischer Musik und einem Hauch von Weihnachtszauber.
Das Stück läuft noch bis 18. Januar 2022. Karten findet ihr hier - lasst es euch nicht entgehen!
Foto: Tänzer*innen Yoh Ebihara, Maya Mayzel, Magnum Philippy, Alekseij Canepa | Fotograf Martin Kaufhold